400 Meter Schmerz – und pure Motivation
13. November 2025 | WLZ 130 | Autorin: Stefanie Schadler
Als Zuseher scheint es bereits unglaublich, wie man eine Schisprungschanze hinunterfahren kann. Diese umgekehrt so schnell wie möglich hinaufzulaufen, ist nicht minder beeindruckend – und eine sportliche Meisterleistung.
Ein beeindruckender Ausblick – aber beim Red Bull 400 geht es nicht darum, die Seele baumeln zu lassen.
Ein Sprint mit Respekt
„Quälen kann manchmal tatsächlich Spaß machen“, fasst Karina Allabauer aus Aspang ihre sportliche Leistung im Oktober zusammen: Sie hat am Red Bull 400 teilgenommen, am steilsten 400-Meter-Sprint der Welt. Dabei musste die Schisprungschanze Bergisel in Innsbruck in umgekehrter Richtung so schnell wie möglich überwunden werden. Auf einer Distanz von 400 Metern besteht ein Höhenunterschied von 140 Metern, wobei die brutalste Steigung bis zu 75 Prozent beträgt.
Allabauer, zugleich Obfrau des Vereins Wechselland Runners, ist eher Langstrecken- und Straßenläufe gewöhnt und hat sich auf diese neue Herausforderung seit dem Sommer vorbereitet. Dazu ist sie oft nach Mönichkirchen gefahren und die Schipiste hinaufgelaufen. Sie integrierte möglichst viele Höhenmeter und Geländeläufe in ihr Training. Sie versuchte herauszufinden, wie ihr Körper auf die Höhenmeter und die Steigung in so kurzer Zeit reagiert.
Am Tag des Events wuchs ihr Respekt vor dem bevorstehenden Sprint, da die Sprungschanze plötzlich wie eine unbezwingbare Felswand vor ihr aufragte.
Der Körper im Ausnahmezustand
Schon im ersten Lauf merkte sie überrascht, dass ihr die Steigung leichter fiel als gedacht. Sie fand schnell in einen Rhythmus, den sie die ersten 300 Meter bis zum Schanzentisch beibehalten konnte. Die letzten 100 Meter ins Ziel waren dann die härtesten, die Abstände der Holzstufen waren größer und damit musste sie auch ihre Schrittlänge anpassen, was ihr viel Kraft und Durchhaltevermögen abverlangte. „Spätestens hier brennt der ganze Unterkörper von den Waden bis zum Gesäß und man ist körperlich am Limit“, so Allabauer. Mit einer Zeit von fünf Minuten und dreißig Sekunden schaffte sie es als Vierte ins Ziel und qualifizierte sich damit fürs Finale.
Der Finallauf fand drei Stunden später unter erschwerten Bedingungen statt, da die Strecke nun viel rutschiger war. Hier erreichte sie schließlich den 20. Platz und behielt ihre Zeit vom Vorlauf sogar annähernd bei. Insgesamt nahmen über 400 Frauen an diesem Sprint teil.
Allabauer hat Blut geleckt und möchte auch im kommenden Jahr wieder starten. „Mein Ziel ist klar – unter fünf Minuten, unter die Top 15“, sagt sie. Der Respekt vor der Schanze bleibt und die Lust am Schmerz wohl auch.



