Räume voller Geschichte – Freiraum für Ideen
17. Juni 2025 | WLZ 126 | Autorin: Stefanie Schadler
Die Burg Feistritz bietet Gruppen einen inspirierenden historischen Rahmen für ihre künstlerischen, wissenschaftlichen und persönlichen Projekte. Die Gäste genießen dabei die Abgeschiedenheit und die private Atmosphäre der Burg.
Fotos © Nadja Meister, Lukas_Beck
Inspirierende Umgebung
Die Burg Feistritz wurde im 12. Jahrhundert als Festungsanlage gebaut, in der die Bevölkerung bei Angriffen Zuflucht suchen konnte. Erhaben über dem Ort gelegen und umgeben von naturbelassenen Wäldern, ist die Burg auch heute noch ein Ort, an dem die Menschen dem Stress und dem Alltag entfliehen können. Die Burgtore öffnen sich exklusiv für Gruppen, die die Abgeschiedenheit und das historische Ambiente suchen und zu schätzen wissen. Gemeinsam arbeiten sie während ihrer mehrtägigen Aufenthalte an Projekten und nutzen dabei das großzügige Platzangebot mitten in der Natur. „Die Burg ist heute beinahe wie ein Chamäleon: Wir bieten eine Art Bühne für die verschiedensten Aktivitäten und die Menschen bespielen sie. Wir halten uns im Hintergrund“, so die Gastgeberin Barbara Krijgh-Reichhold.
Die Aktivitäten umfassen unter anderem Firmenmeetings, Klausuren, Konferenzen oder Tagungen. Auch für Coaching, Teambuilding oder Mitarbeiterschulungen lassen sich die Räumlichkeiten ideal nutzen. Inspiration bietet das gesamte Areal auch für Bewegungs- oder Kreativ-Workshops, Chor-, Kammermusik- oder Theaterproben. Auch private Feste und Familienzusammenkünfte finden hier einen ganz besonderen Rahmen.
Eines der bekanntesten Veranstaltungen auf der Burg ist das Festival „harriet & friends“, das immer im Juni stattfindet. Mit internationalen Künstlern und unter der künstlerischen Leitung der Cellistin Harriet Krijgh werden an vier Konzertabenden rund 200 Besucher in der Alten Reitschule erwartet.
Burgalltag ohne Perfektionsanspruch
34 komfortable Gästezimmer sind über die Burg und die beiden 2002 errichteten Kavaliershäuser verteilt. Versorgt werden die Gäste mit einem Frühstücksbuffet und je nach Absprache auch mit gesunden Lunchbuffets oder mit gesetzten Abendessen, die von umliegenden Gasthäusern gecatert werden können. Ein öffentliches Restaurant gibt es auf Burg Feistritz nicht.
Die Aufgaben rund um den Erhalt der Burg sind naturgemäß zahlreich. Viele der Installationen wie Wasser, Strom und Heizung waren über 60 Jahre alt und mussten in den vergangenen Jahren modernisiert werden, was oft aufwendige und erfahrene Handwerkstechniken erfordert und zahlreiche Firmen immer wieder vor Herausforderungen stellt – nicht zuletzt auch aufgrund des Umfangs des Unterfangens. Wie viel Quadratmeter die Burg Feistritz hat? Auf diese Frage weiß selbst die Inhaberin keine Antwort.
Größere Maßnahmen werden gemeinsam mit dem Denkmalschutz geplant, wobei zu viel Perfektionismus laut der Burgfrau oft unrealistisch sei: „Ich nehme das Gebäude so, wie es ist. Was gemacht werden kann, wird gemacht, und alles andere akzeptiere ich so, wie es ist“.
Digital Detox? Musste auf Burg Feistritz nicht erfunden werden: In den Gästezimmern wurde auf Fernseher verzichtet und aufgrund der dicken Mauern gibt es in vielen Bereichen der Burg nur eingeschränkten Internetempfang. Der Gedankenaustausch und das gemeinsame Schaffen stehen im Vordergrund, was vom umgebenden Landschaftsgarten unterstützt wird. Dieser schöne Park wurde ab 1815 im Sinne eines englischen Landschaftsgartens vom damaligen Burgherr Freiherr von Dietrichsberg geplant und macht noch heute mit seinen romantischen Wegen, Grotten, Brücken und Teichen einen wichtigen Teil des Charmes der Burg aus.
Frei gewählt, mit Freude geführt
Vor 60 Jahren hat der Vater von Krijgh-Reichhold die damals leerstehende und sehr desolate Burg gekauft und restauriert. Schon damals wurde die Anzahl der Gästezimmer erweitert und vorwiegend von der Verwandtschaft im Sommer genutzt. Auch erste internationale Firmenseminare und Treffen fanden statt.
Als später die Mutter die Aufgaben übernahm, öffnete sie die Burg für Kurse und Seminare. So fand schon 1978 ein erster Buchbindekurs statt, der bis heute jedes Jahr für mehrere Tage auf die Burg zurückkehrt.
Mittlerweile hat Barbara Krijgh-Reichhold die Aufgaben in dritter Generation übernommen: „Es war ein freiwilliger Entschluss, den ich nie bereut haben.“ Die Burg ist meist von April bis Anfang Dezember für Gruppen geöffnet und ist erfüllt von Leben, von Kunst und Musik, von Austausch und einer positiven Energie, die dem großen Gebäude Sinn gibt und die alle Mühen der Erhaltung mehr als belohnt.
Infos zur Burg Feistritz:
Die Ursprünge der Burg Feistritz reichen bis in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts zurück. Die Burganlage liegt auf einer sanften Anhöhe, die über eine Allee von der Pfarrkirche aus erreichbar ist. Sie liegt strategisch an einer Kreuzung zweier historischer Verkehrswege – einer Ost-West-Verbindung durch das Feistritztal und einer Nord-Süd-Achse von Neunkirchen nach Mönichkirchen – was auf eine wohlüberlegte Standortwahl schließen lässt. Die Burg war einst Zentrum der Herrschaft über das umliegende Tal.
Trotz mehrerer Umgestaltungen vermittelt die Anlage bis heute den Eindruck einer einheitlichen mittelalterlichen Burg. Dies verdankt sie vor allem den romantisierenden Umbauten ab 1815 unter Freiherr von Dietrichsberg sowie der umfassenden Renovierung in den Jahren 1922 bis 1924 durch den Architekten Marischka im Auftrag des Bankiers Maximilian Mautner. Die Burg liegt eingebettet in einen terrassierten Landschaftspark, dessen Anlage bereits im Franziszeischen Kataster und in den Schilderungen Sartoris um 1820 dokumentiert ist.
Von den ursprünglichen Vorwerken ist nur noch der westseitige Graben erhalten, über den eine Brücke zum Haupttor führt.
Auch wenn mehrere Kämpfe bei und um die Burg stattfanden, dürfte sie im Laufe der Geschichte nie erobert worden sein.
(Quelle: Dr. Andreas Salmhofer, Obmann Historischer Verein Wechselland)