Aus Kräutern reichhaltige Salben herstellen

22. August 2025 | WLZ 127 | Autorin: Stefanie Schadler

Zahlreiche Kräuter und Pflanzen wachsen um uns herum, aus denen sich wertvolle Produkte für Haut und Gesundheit zaubern lassen. Wir sprachen mit der zertifizierten Kräuterpädagogin Theresia Prenner aus Mariensee über die Herstellung von Salben.

Für die Pechsalbe werden alle Zutaten auf ein Tuch gelegt.

Foto © Stefanie Schadler

Wertvolles Wissen

„Die Produkte, die uns die Natur zur Verfügung stellt, kann man mit wenig Aufwand für sich selbst nutzen“, so Theresia Prenner aus Mariensee, die kürzlich einen Workshop in der Gemeinde Aspangberg-St. Peter organisiert hat. Dabei wurden innerhalb von drei Stunden fünf Salben hergestellt: Pech-, Ringelblumen-, Lavendel-, Arnika- und Johanniskrautsalbe. Mit fünfzehn Teilnehmern war Prenner begeistert vom großen Interesse an dem Thema.

Sie ist zertifizierte Kräuterpädagogin und ist in Mariensee zu Hause. Durch ihre Naturverbundenheit organisiert sie immer wieder Workshops oder Kräuterwanderungen mit Kindern. Auch Bienen hat sie bei sich am Hof und sieht sich daher sowohl mit der Natur als auch mit den Tieren stark verbunden. Insbesondere das Herstellen der Salben ist für sie eine meditative Arbeit: Sie legt die benötigten Zutaten bereit und geht Schritt für Schritt vor – ohne Eile, aber mit einer gehörigen Portion Vorfreude auf die fertigen Produkte. Der Vorteil von Salben ist, dass sie aufgrund des verwendeten Wachses einen schützenden Film über die Haut legen. Sie haben eine recht feste Konsistenz und ziehen langsam in die Haut ein.

Harzsalbe: vielfältig einsetzbar

Beim Eintreten ins Haus hat Frau Prenner bereits mit einem Warmauszug für eine Pechsalbe begonnen. Dazu hat sie Harz vorbereitet, das sie von einem Förster bekommen hat. Weiters liegen Tannennadeln und Ringelblumenblüten bereit. Die Zutaten gibt sie auf ein Baumwolltuch und bindet es zu. Anschließend wird das Säckchen in einen Topf mit kaltem Olivenöl gegeben, das auf nicht mehr als 70 Grad langsam erhitzt wird. Zwei Stunden lang dauert der Auszug: Die fett- bzw. öllöslichen Pflanzenstoffe aus Kräutern und Blüten lösen sich in dieser Zeit heraus. Danach fügt sie Bienenwachs und Propolistropfen hinzu. Für ein besonders geschmeidiges Gefühl auf der Haut mischt sie noch Wollwachs dazu, denn: „Je fetter, desto besser“, so Prenner. Für ihre Salben verwendet sie ausschließlich natives Olivenöl in bester Qualität. Dabei gilt: Je grüner das Öl, desto hochwertiger. „Es kommt direkt auf unsere Haut – da sollte es auch das Beste sein.“ 

Die Harzsalbe ist ein Allrounder und daher auch ihre Lieblingssalbe: Ist man verkühlt, schmiert man die Brust damit ein. Man kann sie auch als Zugsalbe verwenden, um Splitter aus der Haut zu bekommen. Sie ist auch eine Wundsalbe und hilft bei Insektenstichen oder Fieberblasen.

Ringelblume bei rissiger Haut

Die zweite Salbe, die sie an diesem Tag herstellt, ist die Ringelblumensalbe, in die sie auch Karottenraspeln für die Farbe und eine Vanilleschote für den Geruch hinzugefügt hat. Ist der Warmauszug abgeschlossen, werden die Kräuter abgeseiht und es werden auch hier Woll- und Bienenwachs hinzugefügt. Diese Salbe ist ideal bei rissiger Haut oder für die Körperpflege. 

Wichtig beim Herstellen der Salben ist das genaue Arbeiten nach den Vorgaben, damit die Konsistenz nicht zu fest oder zu flüssig ist. Daher kontrolliert Prenner gegen Ende der Herstellung die Konsistenz, indem sie einen Tropfen auf eine Unterlage gibt und ihn erkalten lässt, ähnlich wie bei der Zubereitung von Marmelade.

Die Haltbarkeit beträgt bei der Pechsalbe zwei Jahre, bei der Ringelblumensalbe bis zu einem Jahr. Dafür sollten die Salben lichtgeschützt und kühl gelagert werden. Nach dieser Zeit kann die Salbe ranzig, aber noch weiterverwendet werden: Prenner empfiehlt, sie zum Putzen von Lederschuhen zu verwenden. 

Anfängerfehler unvermeidbar

Eine Alternative zum Warmauszug ist der schonendere Kaltauszug, bei dem die Kräuter einen Monat lang mit Öl bedeckt in einem Schraubglas abgefüllt werden. Man kann dafür frische oder getrocknete Kräuter verwenden. Bei frischen Kräutern ist es wichtig, diese ein bis zwei Tage anwelken zu lassen, damit etwas Feuchtigkeit entweichen kann. Nach Ablauf des Monats wird das Öl-Kräuter-Gemisch durch ein sehr feines Sieb oder einen Kaffeefilter abgeseiht und erwärmt, wobei Wollwachs, Bienenwachs und ein ätherisches Öl zur besseren Haltbarkeit dazugegeben werden.

Natürlich passierten auch Frau Prenner in ihrer Anfangszeit einige Anfängerfehler: So hat sie das Schraubglas bei einem Kaltauszug zu wenig geschüttelt, sodass das Öl gekippt ist und die Kräuter schimmelig wurden. Beim Ansetzen frischer Kräuter sollte man in der ersten Woche die Gläser nur mit einem Tuch abdecken, damit die Feuchtigkeit entweichen kann. Auch sie hat diesen Schritt einst übersprungen – die Folge war abermals gekipptes Öl. Wie in vielen anderen Bereichen muss sich auch bei der Arbeit mit Kräutern eine gewisse Routine einspielen.

Laufende Weiterbildung

Da die Arbeit mit Kräutern ein sehr umfangreiches Gebiet ist, bildet sich Prenner laufend weiter. So hat sie an einem Destillierkurs teilgenommen und stellt auch Oxymel her. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus Honig und Essig, die als Arzneimittel verwendet wird. So hat sie zum Beispiel Wipferl-Oxymel aus Fichte und Tanne hergestellt oder Sanddorn-Oxymel als natürliches Antibiotikum, das das Immunsystem stärkt. „Und mit etwas Glück kommt man dann ohne Medikamente durch den Winter.“ 

Das nächste Wissensfeld, das sich Prenner erschließen möchte, ist jenes der Herstellung von Cremen. Diese sind eine Emulsion aus Fett und destilliertem Wasser, wobei diese beiden Teile die gleiche Temperatur benötigen, um sich zu verbinden. Cremes enthalten mehr Feuchtigkeit und sind dadurch leichter auf der Haut. Die Feuchtigkeit kann dabei variieren: Gesichtscremes haben einen höheren Wasseranteil und sind etwas leichter, während Körpercremes einen niedrigeren haben können, um sie reichhaltiger zu machen. Für Cremes kann man dieselben Kräuter verwenden wie für Salben. Am besten sollte man sie zur Mittagszeit pflücken, da zu dieser Zeit die meisten Wirkstoffe in ihnen enthalten sind.