Hund und Mensch als Einheit
28. Juni 2024 | WLZ 116 | Autorin: Stefanie Schadler
Der Hund zieht an der Leine, der Mensch läuft hinterher: Hier wird kein unerwünschtes Szenario beschrieben, sondern ein bei Canicross erwünschtes Verhalten. Eine Aspangerin informiert über diese Zughundesportart.
Im Canicross wird der Läufer vom Hund gezogen. Dieser gibt das Tempo vor, weshalb man selbst gut trainiert sein sollte. Bei einem Wettkampf werden 4,2 Kilometer teils in nur 13 Minuten gelaufen.
Fotos © Gernot Blieberger
Zugkraft nutzen
Ein Hund kann in etwa das Vierfache seines eigenen Körpergewichts ziehen. Genau das macht sich Canicross zunutze. Diese ursprünglich aus Skandinavien stammende und vom Schlittenhundesport abgeleitete Zughundesportart wird auch in Österreich immer beliebter. Dabei sind Mensch und Hund über eine elastische Leine miteinander verbunden: Der Mensch hat einen breiten Gürtel im Lendenwirbelbereich und der Hund trägt ein Geschirr. Bei diesem Trailrunning mit Hund läuft der Hund nicht bei Fuß, sondern dem Menschen voraus. Dieser wird vom Hund aktiv gezogen, weshalb Canicross-Läufe ein generell höheres Tempo mit sich bringen. Als Läufer sollte man daher gut trainiert sein und auch der Hund sollte langsam Kraft für diesen Sport aufbauen, um Verletzungen vorzubeugen. Durch das Ziehen ermüdet der Hund schneller, weshalb die Rennen im Gelände mit rund vier Kilometern meist kurz sind. Bei Wettkämpfen wird eine Strecke von 4,2 Kilometern von den Top-Läufern in nur 13 Minuten zurückgelegt.
Jede Hunderasse
Eva Flonner aus Aspang ist vor einigen Jahren auf diese Sportart gestoßen, als sie sich einen Border Collie geholt und Wege gesucht hat, ihn auszulasten. Sie selbst ist Mitglied bei den Wechselland Runners und ist im Mai 2024 ihren ersten Marathon gelaufen. Seit 2023 gibt es im Heeressportverein in Wiener Neustadt einen Verein für Canicross, in dem sie Mitglied ist und der seit seiner Gründung einen starken Zuwachs verzeichnet.
Prinzipiell könne Canicross mit jeder Hunderasse betrieben werden, selbst einen Kurzhaardackel habe Flonner bereits erlebt, der enormen Spaß daran hatte, was letztlich auch das Wichtigste sei.
Um Canicross auszuüben, sollte man sich vorab gut informieren, so Flonner, die sich gerne als Ansprechperson zu Verfügung stellt. Einerseits sollte das Geschirr gut sitzen, sodass die Zuglast über den gesamten Hund verteilt ist und er keinen Schaden nimmt. Neben geeigneten Laufschuhen ist auch der Canicrossgurt für den Menschen entscheidend, denn nur wenn dieser gut sitzt, werden Rückenschmerzen verhindert.
Eigene Kommandos
Auch Kommandos muss der Hund erlernen, vor allem wenn er an Wettkämpfen teilnimmt. Dabei gibt es ein Abrufsignal, damit er verlässlich stehen bleibt, ein Links-, Rechts- sowie Überholkommando. Idealerweise wird der Sport bei einer Temperatur um die fünf Grad betrieben, ab 15 Grad besteht die Gefahr der Überhitzung. Daher ist es wichtig, auf einer schattigen Strecke, im Wald oder auf Forstwegen zu trainieren und dem Hund eine Wasserstelle zur Verfügung zu stellen, über die er sich abkühlen kann.
Flonner betreibt Canicross primär aus Spaß, aber es sei auch cool, wenn man im Zuge eines Laufes mit dem Hund zu einer Einheit werde. Natürlich habe sie auch sportliche Ziele und sollte alles gut gehen, will sie im September mit ihrer Hündin Sue bei den österreichischen Meisterschaften in Wiener Neustadt mitlaufen