Kalt und doch belebt

14. Jänner 2025 | WLZ 121 | Autorin: Stefanie Schadler

Die kalte Jahreszeit ist jene Zeit, in der die Natur ihre Aktivitäten zurückschraubt: Die Bäume sind kahl, das Vogelgezwitscher ist seltener und viele Wildtiere gehen in die Winterruhe bzw. den Winterschlaf. Aber was genau passiert in der Natur und was gibt es zu beobachten, was ansonsten verborgen ist?

Die Bewegungen der Tiere lassen sich durch ihre Spuren im Schnee gut ablesen.

Foto © Freepik

Bäume zehren vom Sommer

Bereits im Herbst läuten Laubbäume den nahenden Winter ein, indem sich ihre Blätter langsam verfärben und schließlich abfallen. Um einen Neuaustrieb im Frühling zu ermöglichen, werden den Blättern die dazu benötigten Nährstoffe entzogen und in Stamm und Wurzel transportiert. Würden die Blätter vor dem Winter nicht abfallen, würden sie dem Baum zur Last fallen und der laubbehangene Baum würde austrocknen, weil die Blätter nicht vor Verdunstung geschützt sind und die Baumwurzeln aus dem gefrorenen Boden nicht genug Wasser aufsaugen können. Nadelbäume behalten hingegen ihre Blätter, da deren feste Oberhaut vor zu starkem Feuchtigkeitsverlust schützt und sie meist noch zusätzlich von einer isolierenden Wachsschicht umgeben sind. Durch die geringe Blattoberfläche werden nur minimale Wassermengen abgegeben, denn je kleiner und schmaler das Blatt, desto geringer ist die Wasserverdunstung.

Die Blätter produzieren in den warmen Monaten so viele Nährstoffe, dass diese eingelagert und als Vorrat für den Winter genutzt werden können. So stellt die Einlagerung von Zucker die Versorgung in der kalten Jahreszeit sicher. Gemeinsam mit Eiweißstoffen dient der Zucker auch als Frostschutz im Inneren. Die Rinde bildet dagegen die Schutzbarriere nach außen und wirkt isolierend.

Von Winterschlaf und Winterfell

Der Winter bietet den Wildtieren wenig Nahrung, weshalb sich diese auf unterschiedlichste Weise angepasst haben. So können Vögel, die den Winter bei uns verbringen, ihr Gefieder so stark aufplustern, dass sie wie eine Federkugel wirken. Das ist notwendig, da sie als Warmblüter ihre Körpertemperatur zwischen 38 und 42 Grad Celsius halten müssen. Ein Wärmeaustauschsystem verhindert, dass sie über ihre meist nackten Beine Wärme verlieren.

Tiere wie Igel oder Fledermaus gehen hingegen in den Winterschlaf. Dabei setzen sie ihre Körpertemperatur während des Schlafens bis knapp über dem Gefrierpunkt herab und Herz- und Atemfrequenz werden auf ein Minimum heruntergefahren, um den Energieumsatz so gering wie möglich zu halten. Eichhörnchen gehen stattdessen in Winterruhe und sammeln dazu bereits in den Sommermonaten Nahrung und verstecken diese für den Winter.

Füchse sind hingegen auch im Winter äußerst aktiv und fressen sich dazu bereits im Herbst eine dicke Fettschicht an. Ihr dichtes Winterfell hält sie zusätzlich sehr gut warm. Auch Rehe und Hirsche haben ein Winterfell und scharren Futter unter dem Schnee frei. In sogenannten Notzeiten, etwa wenn über längere Zeit eine dicke Schneeschicht vorhanden ist, werden sie vom Menschen an Futterkrippen zusätzlich mit Heu gefüttert.

Der Natur Ruhe gönnen

Generell passen Wildtiere ihren Stoffwechsel den Gegebenheiten an, reduzieren in der kalten Jahreszeit ihre Bewegungen und fahren ihre Körpertemperatur herunter. So können sie die Energie aus dem spärlich vorhandenen Nahrungsangebot optimal für die Lebenserhaltung nutzen. Werden Wildtiere hingegen aufgeschreckt und müssen fliehen, versetzt sie das in Stress und sie müssen ihren Kreislauf ohne Aufwärmphase auf Fluchtverhalten umstellen. Dadurch werden nicht nur ihre knappen Fettreserven angegriffen, sondern sie laufen auch Gefahr, einen Kälte-Schock-Tod zu erleiden, wenn kälteres Blut aus den Beinen in die inneren Organe der Tiere gelangt.

Selbstsprechend ist die Winterzeit für Wildtiere eine herausfordernde Zeit, und wer sich im Winter in der Natur bewegt, sollte daher einige Verhaltensregeln beachten. So sollte man im Wald auf markierten Wegen und Routen bleiben, damit sich die Wildtiere an Wanderer und Freizeitsportler gewöhnen können. Waldränder und schneefreie Flächen sollten gemieden werden, da das beliebte Plätze von Wildtieren sind. Wiederaufforstungsflächen sind vom Betretungsrecht ausgenommen und sollten umgangen werden, um Schäden an der Waldvegetation zu verhindern. Nicht zuletzt sollten Hunde an der Leine geführt werden, da Wildtiere vor freilaufenden Hunden flüchten.

Geschichten entdecken

Was im Sommer im Verborgenen bleibt, ist im Winter auf einer Schneeschicht oder auf Raureif gut ersichtlich: die Bewegungen der Wildtiere. Die Fußabdrücke der Tiere geben einerseits Auskunft über die Art des Tieres, etwa die Hasenfährte mit zwei länglichen Tapsern nebeneinander und dahinter zwei aufgefädelte punktförmige Abdrücke, wobei die vorderen Abdrücke jene der Hinterläufe sind. Auch der Entspannungsgrad der Tiere lässt sich aus den Spuren ablesen. Rehe etwa setzen in Ruhe die Hinterläufe in die Fußspuren der Vorderläufe. Wenn sie flüchten, drücken sich die Hinterläufe, wie beim Hasen, vor den Vorderläufen ab.

Doch auch die Fraßspuren der Tiere sind im Winter leichter zu erkennen als im Sommer, so etwa rund um Nadelbäume, wo abgefallene Zapfen gerne als Nahrungsquelle dienen. Ein Eichhörnchen knabbert einen Zapfen nur halb an und verstreut dabei viele Samen, während Mäuse alles sauber auffressen.

Auch wenn vieles im Winter ruhiger abläuft, gibt es doch Pflanzen, die den Frühling einläuten und daher auch in der kalten Jahreszeit wachsen. So etwa die Pestwurz, eine Heilpflanze, deren Knospen sich bereits im Dezember entdecken lassen. Auch die Schneerosen blühen von November bis in den Mai hinein.