Putzen mit gutem Gewissen
15. April 2025 | WLZ 124 | Autorin: Stefanie Schadler
Viele herkömmliche Reinigungsmittel belasten Umwelt und Gesundheit, dabei gibt es ökologische Alternativen, die auf schädliche Inhaltsstoffe verzichten und genauso wirksam reinigen. Zusätzlich können viele Putzmittel auch mit einfachen Hausmitteln selbst hergestellt werden.
Laut Greenpeace sind bereits drei Reinigungsprodukte ausreichend, um das Eigenheim sauber zu halten.
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Putzmittelbedarf im Haushalt
Wissen Sie, wie viele Putzmittel Sie pro Jahr benötigen? Greenpeace Österreich hat dazu interessante Zahlen zusammengetragen: Laut Angaben der Arbeiterkammer verwenden die Österreicher zwischen 18 und 32 Stunden pro Monat aufs Putzen. Dabei haben sie pro Jahr laut dem österreichischen Umweltzeichen einen Putzmittelverbrauch von 20.000 Tonnen. Das bedeutet pro Kopf und Jahr 2,5 Liter. Auch der Anteil der problematischen, nicht abbaubaren Bestandteile von Reinigungsmitteln im Abwasser ist laut dem deutschen Umweltbundesamt von 5,4 Prozent im Jahr 2007 auf 6,9 Prozent im Jahr 2017 angestiegen.
Bei den über 100 Reinigungsprodukten, die es zu kaufen gibt, lässt Greenpeace aufhorchen, denn für ein sauberes zu Hause würden drei Putzmittel bereits ausreichen: Allzweck-/Haushalts-/Universalreiniger, Essigreiniger sowie Scheuermilch beziehungsweise Scheuerpulver. Der Allzweckreiniger kann für fast alle Oberflächen, Fenster und Böden verwendet werden und ersetzt dadurch zahlreiche Spezialreiniger für Küche, Bad und Klo. Der Essigreiniger besteht aus mehreren Säuren, darunter Essigsäure, und wirkt gut gegen Kalkablagerungen. Scheuermilch/-pulver schließlich entfernt besonders hartnäckige Verschmutzungen durch scheuernde Bestandteile – meist gemahlene Gesteinsmehle wie Marmormehl.
Problematische Inhaltsstoffe
Viele gängige Reinigungsmittel enthalten gefährliche Chemikalien, die über das Abwasser in die Umwelt gelangen. Kläranlagen können diese Stoffe oft nur unzureichend abbauen. Das schadet nicht nur Wasserorganismen, sondern kann über die Nahrungskette auch auf den Menschen zurückwirken. Besonders problematisch sind Mikroplastik, Desinfektionswirkstoffe, Konservierungsstoffe, Duftstoffe sowie Phosphonate und Tenside. Diese Stoffe können gesundheitsschädlich, allergieauslösend, umweltbelastend oder schwer abbaubar sein.
Dazu zählen Desinfektionswirkstoffe, die auf den Produkten mit der Aufschrift „antibakteriell“, „desinfizierend“ oder „antimikrobiell“ gekennzeichnet sind. Sie töten nicht nur Krankheitserreger, sondern auch nützliche Mikroorganismen auf der Haut und im Darm und können bei übermäßigem Gebrauch das Immunsystem schwächen sowie Allergien fördern. Desinfektionsmittel sollten daher nur gezielt und nicht im normalen Haushalt eingesetzt werden.
Auch Duftstoffe, dazu zählen nicht nur chemisch-synthetische Duftstoffe, sondern auch natürliche Stoffe wie Limonen, ein natürlicher Duftstoff aus Zitronenölen, können Allergien auslösen und Wasserorganismen schädigen.
Konservierungsstoffe wie Formaldehyd sorgen für eine längere Haltbarkeit der Produkte, können allerdings die Haut reizen, Allergien auslösen und sind oft giftig für Wasserorganismen. Sie sind schlecht biologisch abbaubar und reichern sich in der Umwelt an. Konservierungsstoffe müssen auf der Verpackung deklariert werden, besonders aggressive Stoffe mit dem Warnhinweis „Sensibilisierung durch Hautkontakt möglich“. Für Formaldehyd, das als krebserregend gilt, gilt ein Grenzwert von maximal 0,2 Prozent, ab 0,1 Prozent muss der Hinweis „enthält Formaldehyd“ auf der Verpackung stehen.
„Öko“-Bezeichnung irreführend
Umweltschonende Reinigungsmittel sind schwer zu erkennen. Einerseits ist eine Volldeklaration der Inhaltsstoffe nicht vorgeschrieben und Fachbegriffe sind für Laien oft unverständlich. Andererseits sind Begriffe wie „bio“ oder „öko“ bei Putzmitteln nicht gesetzlich geschützt und dienen meist nur der Werbung, da die EU-Öko-Verordnung für Reinigungsprodukte nicht gilt.
Verlässliche Orientierung bieten unabhängige Gütezeichen, wobei Greenpeace Labels wie das Österreichische Umweltzeichen, das EU Ecolabel, Ecocert und Eco-Garantie empfiehlt.
Vertrauenswürdige Marken und Produkte im Handel sind laut Greenpeace „bi good“ bei Bipa und Billa, „Planet pure“ und „Splendid nature“ bei Spar, „Tandil Eco“ bei Hofer sowie „Biobaula“, „Ecover Essential“, „Sonett“ und „Sodasan“, „Cif Power & Shine Universalreiniger“ und einzelne Produkte von „Frosch“ – erhältlich sowohl in Super- als auch in Drogeriemärkten.
Natürliche Reinigungsmittel
Anstelle von Essigreinigern wirkt natürliche Zitronensäure optimal gegen Kalkflecken und auch Backpulver, gemischt mit Wasser, ergibt eine Paste, mit der man hartnäckige Flecken auf Arbeitsflächen oder in der Spüle entfernen kann. Die sauren Eigenschaften von Essig machen ihn zu einem effektiven Entkalker und Desinfektionsmittel. Er wird unter anderem zur Reinigung von Wasserkochern und Duschköpfen eingesetzt. Auch Fenster und Spiegel lassen sich mit einer Essiglösung streifenfrei säubern, dazu drei Viertel Wasser mit einem Viertel Haushaltsessig mischen und nach Bedarf wenige Tropfen Handgeschirrspülmittel dazugeben. Zur Rohrreinigung kann die chemische Reaktion genutzt werden, die entsteht, wenn Backpulver mit Essig gemischt wird. Beim Mischen beginnt es zu sprudeln, hört man keine Geräusche mehr, gut mit heißem Wasser nachspülen.
Gegen Fett und hartnäckigen Schmutz wird auch gerne Waschsoda (Natriumcarbonat) eingesetzt. Damit lassen sich Herd und Backofen reinigen oder auch Abflüsse wieder freibekommen – das Waschsoda wird dazu mit heißem Wasser vermischt. Schmierseife reinigt Böden, Fliesen und Holzoberflächen besonders gut. Dafür wird eine kleine Menge Schmierseife in Wasser aufgelöst. Auch bei Flecken auf Textilien wird sie eingesetzt. Gallseife kann auf Textilien mit Fett-, Blut- oder Eiweißflecken aufgetragen und nach kurzer Zeit wieder ausgewaschen werden.
Tipps zum Putzen
Am besten wiederverwendbare, waschbare Putzlappen verwenden: Diese können mit 60 Grad gewaschen und immer wieder verwendet werden. Dazu am besten die unterschiedlichen Lappen mit Küche, Bad und Toilette kennzeichnen. Bei herkömmlichen, aber auch bei den natürlichen Alternativen zu Putzmitteln sollten möglichst wiederverwendbare Gummihandschuhe verwendet werden, da die Reinigungsmittel die Haut austrocknen und reizen können. Nach dem Putzen sollten die Hände mit einer milden Seife unter lauwarmem Wasser abgespült werden.
Bei den natürlichen Alternativen ist es zudem wichtig zu wissen, dass nicht alle Stoffe und Oberflächen für alle Mittel geeignet sind. Auch bei natürlichen Mitteln können Säure und Alkalie der Gesundheit schaden oder empfindliche Fasern und Oberflächen beschädigen. Auch diese Produkte sollten daher außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahrt werden. ❏
Einen Gütezeichen-Guide für Kosmetik, Hygieneprodukte, Wasch- und Reinigungsmittel von Greenpeace finden Sie unter https://shorturl.at/aQGUy. Weitere Tipps und Informationen unter greenpeace.at und unter umweltundenergie.at.