Unter Wasser zum Weltrekordversuch
17. September 2025 | WLZ 128 | Autorin: Stefanie Schadler
Sechs Männer, 24 Stunden und das Ziel, 70 Kilometer zu tauchen: Das Team rund um Christian Redl will einen Weltrekord aufstellen, der finale Testlauf dafür fand in Aspang statt. Mit dabei ist auch Ivan Mircetic aus Mönichkirchen.
Maurice Fellner, Clemens Marton, Christian Redl, Jaromir Foukal, Ivan Mircetic und Nino Röhrenbacher aus Niederösterreich wollen einen Weltrekord aufstellen.
Nonstop im Wasser
Kurz vor 21 Uhr Ende August im Freibad Aspang Markt: Eine kleine Gruppe von Personen steht am Beckenrand im Dunkeln, Scheinwerfer beleuchten das Becken. Einige sind in Neoprenanzüge, andere in warme Jacken gepackt. Es hat 15 Grad Außentemperatur und hin und wieder ziehen kalte Windböen über das Areal. Die Wassertemperatur beträgt rund 23 Grad Celsius. Kein Szenario, bei dem es einen ins Wasser zieht. Aber genau das haben die Herren in Neopren vor: Es steht der finale Test für den Weltrekordversuch „Breathless 24“ im Apnoe-Streckentauchen bevor. Die Vorgabe: Insgesamt sechs Freitaucher tauchen 24 Stunden lang in einer Staffel 25 Meter weit – ohne Flossen. Es ist durchgehend immer ein Athlet unter Wasser. Das Ziel: mindestens 70 Kilometer zurückzulegen. Das sind in Summe fast zwölf Kilometer pro Athleten.
Vor dem Abtauchen liegt der Fokus auf der Sauerstoffzunahme, bevor es in langsamen, aber kraftvollen Zügen unter Wasser zum Teamkollegen geht. Es ist eine eintönige, sich unzählige Male wiederholende Abfolge, es herrschen Stille und höchste Konzentration.
Freitauch-Profi Christian Redl, der seit 2003 13 Weltrekorde im Freitauchen aufgestellt hat – seit 2022 auch im Team –, hat die Projektleitung inne und ist zugleich Teil des Teams.
Die großen Unbekannten
Trainiert wird bereits seit Frühjahr, meist über zwei bis drei Stunden. Beim Testlauf in Aspang ist man erstmals in der Nacht und über einen längeren Zeitraum getaucht. Da ein Athlet in Urlaub war, konnte zugleich getestet werden, wie man sich aufteilt, sollte ein Teammitglied beim Rekordversuch ausfallen. „Wir haben gesehen, dass wir über einen gewissen Zeitraum einen anderen Taucher kompensieren können“, so Redl. Passieren könne ein Ausfall immer, etwa wegen Magenproblemen, eines Krampfs oder Übelkeit. Weitere Unbekannte: die Wetterbedingungen beim Rekordversuch, die Auswirkungen der Kälte auf die Athleten sowie der Schlafentzug. Sind die Pausen ausreichend? Was sollte man essen?
Das Tauchen der 25 Meter in einem Stück „ist für uns lächerlich“, so Redl, der vielmehr die sich immer wiederholende Abfolge von Tauchen, kurzer Pause und Tauchen über den Zeitraum von 24 Stunden als Herausforderung sieht. Das sei man als Freitaucher nicht gewohnt. „Bei den meisten Rekorden hat man einen Tauchgang und danach weiß man sofort, ob man es geschafft hat oder nicht“, so Redl. Die aktuellen Bedingungen seien eher mit einem Marathonlauf vergleichbar, wofür dem Team bisher die Erfahrung fehle.
Als Team zum Rekord
Ein solcher Weltrekord wurde bereits aufgestellt, allerdings mit zwölf Athleten. Mit sechs Athleten ist es etwas Neues und vor allem sportlicher.
Mit dem Weltrekordversuch als Team möchte Redl aufzeigen, dass jeder, der bereit ist, für seinen Traum zu brennen, einen Weltrekord aufstellen kann. Und das in jeder Altersschicht, so der 49-Jährige.
Mit dabei ist auch der Freitaucher Ivan Mircetic aus Mönichkirchen, der Christian Redl im Zuge eines Freitauch-Trainings kennengelernt hat und seither mit ihm in Kontakt ist. Er möchte besonders die Unterstützung der Gemeinde Aspang Markt hervorheben, die ihnen für den Testlauf den Pool des Aspanger Freibades für die Nacht kostenlos zur Verfügung gestellt hat. Weiterer Dank geht an Fenz Pepo, dem Betreiber der Kantine, der ihnen die Räumlichkeiten als Ruheraum und Umkleide angeboten hat.
Das Team war nach dem Testlauf positiv gestimmt für den Weltrekordversuch, der vom 20. bis 21. September 2025 in der Alpentherme Gastein stattfand. Wegen der Überschneidung mit der aktuellen Ausgabe werden wir in der kommenden über den Weltrekordversuch selbst berichten.
Christian Redl im Interview:
WLZ: Was motiviert dich, dir immer wieder neue Weltrekorde einfallen zu lassen?
Christian Redl: Ich tauche seit meinem sechsten Lebensjahr und war schon immer mehr unter als über dem Wasser. Seit über 25 Jahren unterrichte ich Freitaucher und es gefällt mir einfach, im Wasser zu sein. Wenn man in diesem Bereich ein Profi ist, muss man auch medienwirksam etwas tun, weshalb ich seit 2003 immer wieder Weltrekorde aufstelle. Das ermöglicht es mir, auf diese Sportart und zugleich auf die Probleme der Ozeane aufmerksam zu machen. Außerdem ist es mir wichtig zu zeigen, dass jeder einen Weltrekord aufstellen kann, weshalb ich seit 2022 Weltrekorde im Team mache.
WLZ: Was ist bei der Sportart wichtiger: die körperliche oder die mentale Vorbereitung?
C. R.: Es ist definitiv die mentale Komponente, die entscheidend ist und die mich dabei interessiert. Den Körper kann jeder trainieren, aber wirklichen Erfolg bringt es, den Kopf zu trainieren. Ich habe gemerkt, dass ich, wenn ich meinen Kopf im Griff habe und mental stark bin, erfolgreich sein kann. Freitauchen ist eine der mentalsten Sportarten der Welt und es ist bewiesen, dass positive Gedanken den Puls senken und den Sauerstoffverbrauch reduzieren, wodurch man länger unter Wasser sein kann. Ich bin mental sehr stark und das will ich anderen Menschen auch ermöglichen.
Bei meinem Apnoe-Training konnten die bisher über 10.000 Teilnehmer ihre Zeit unter Wasser innerhalb einer Stunde verdoppeln. Anstatt sich einzureden, dass etwas nicht funktionieren wird, sollte man sich in herausfordernden Situationen vielmehr die Frage stellen, was ich tun kann, um besser zu werden. Das ist alles Kopfsache und das kann man trainieren.
WLZ: Wie hilft dir deine mentale Stärke in anderen Bereichen des Lebens?
C. R.: Mentale Stärke ist für mich der Erfolgsfaktor für langfristige Spitzenleistung. Die Techniken, die mich beim Freitauchen ruhig und stark bleiben lassen, helfen mir auch im Beruf und Alltag dabei, fokussiert zu bleiben. Man kann Angst und Stress wegatmen. Und wenn man weiß, wie der Kopf funktioniert, kann man sein volles Potenzial ausschöpfen.



