Wurmhumus für Pflanzen

02. Oktober 2024 | WLZ 118 | Autorin: Stefanie Schadler

Als lebender Kompost kann eine Wurmkiste im Haus wertvollen Dünger für die Pflanzen liefern. Der Kauf sollte allerdings wohldurchdacht sein, da die Arbeit mit den Würmern nicht unterschätzt werden darf.

Rohe, klein geschnittene und schimmelfreie Obst- und Gemüsereste, aber auch Papierschnipsel sind in der Wurmkiste willkommen.

Fotos © wurmkiste.at

Wurmkot zu Wurmhumus

In unserer Reihe über die Möglichkeiten des Kompostierens gehen wir diesmal auf die Wurmkiste näher ein. Dabei handelt es sich um eine Kiste aus Holz, in der sogenannte Kompostwürmer sich um den darin entsorgten Biomüll kümmern, deren Ausscheidungen dann als Dünger verwendet werden können. Der Anbieter aus Oberösterreich, wurmkiste.at, befasst sich zum Beispiel seit über zehn Jahren mit dem Thema und hat unterschiedliche Varianten im Sortiment.

Beim Vorgang in der Wurmkiste schließen Mikroorganismen die Oberfläche des Biomülls auf, um sich mit den daraus gewonnenen Stoffen zu vermehren. Auch andere Kleinstlebewesen und Pilze sind daran beteiligt. Da die Kompostwürmer keine Zähne haben, saugen sie an den Pilzen und Bakterien. Dadurch verdauen sie das Substrat, die Mikroorganismen und mineralischen Zusatzstoffe und erzeugen daraus Wurmkot, der nichts anderes als Wurmkompost beziehungsweise -humus ist. Aus zehn Kilo Biomüll entsteht durch diesen Prozess ein Kilo Wurmhumus, der ein optimaler Dünger für Pflanzen ist: Wurmkot ist bis zu siebenmal nährstoffreicher als normale Gartenerde und sorgt für eine enorme Verbesserung der Bodenqualität. Auch der beim Kompostiervorgang aus überschüssiger Flüssigkeit entstehende Wurmtee kann zur Anwendung im Verhältnis 1:5 bis 1:10 mit Wasser verdünnt werden und ist genauso nützlich für die Pflanzen wie der Wurmkompost. Er kann als Dünger eingesetzt werden oder dazu, alte Erde zu revitalisieren. Auch die Immunabwehr der Pflanzen wird durch nützliche Bakterien gestärkt.

Leben in der Wurmkiste

Aufgestellt an einem Platz mit möglichst stabiler Temperatur, dauert es circa sechs Monate, bis sich der Mikrokosmos Wurmkiste eingerichtet und stabilisiert hat. Dabei sind die Kompostwürmer nicht die einzigen Lebewesen in der Kiste, auch andere helfen beim Kompostieren mit, darunter Milben und Asseln als wichtige Zersetzer. Die Kompostwürmer werden unter optimalen Bedingungen bis zu fünf Jahre alt und ihre Population verdoppelt sich alle drei Monate. Eine Überbevölkerung der Wurmkiste ist allerdings nicht möglich, da sie ihre Anzahl regulieren und die Vermehrung rechtzeitig stoppen.

In eine Wurmkiste können rohe, klein geschnittene und schimmelfreie Obst- und Gemüsereste, Blätter, gewaschene und klein pulverisierte Eierschalen, Pflanzenreste, kleinere Mengen getrockneten Rasenschnitts und Moos gegeben werden. Auch zerbröselter Kaffeesatz darf in die Wurmkiste sowie Karton- und Papierschnipsel. Diese belüften und enthalten wichtige Fasern, die für feinen Humus sorgen.

Durch das Kleinschneiden der Abfälle wird die Oberfläche maximiert und die Mikroorganismen können rasch andocken, wodurch das Futter für die Würmer optimal vorbereitet wird und rasch zersetzt werden kann.

Gefahren für Würmer

Wenn man sich Tiere nach Hause holt, seien es Hunde, Katzen oder eben Würmer, dann sollte es ein wohldurchdachter Schritt sein und deren Wohlbefinden sollte oberste Priorität haben. Genau auf diesen Aspekt geht eine Veröffentlichung der Tierschutzorganisation Peta ein, laut der Besitzer von Wurmkisten in diversen Foren immer wieder von Pannen berichten, bei denen die Tiere versehentlich starben. Tatsächlich kann in Wurmkisten einiges schiefgehen, weshalb deren ständige Überwachung unbedingt notwendig ist. Die Kompostwürmer fühlen sich bei Temperaturen zwischen 15 und 25 Grad Celsius am wohlsten und benötigen eine feuchte Umgebung. Durch diese Feuchtigkeit kann es schnell zu Schimmel oder Staunässe in der Wurmkiste kommen. Weiters muss auf einen neutralen pH-Wert geachtet werden und die Würmer benötigen Mineralstoffe, deren Bedarf Küchenabfälle nicht ausreichend abdecken. Zudem können Krankheiten in der Wurmkiste entstehen, die bislang noch größtenteils unerforscht sind.

Peta rät daher zu Alternativen für all jene, die sich der doch umfangreichen Aufgaben nicht stellen wollen: Neben dem Bokashi-Kübel gibt es den sogenannten Wurmturm. Dies ist eine Art Röhre mit Löchern, der direkt in den Erdboden eingegraben wird, zum Beispiel im Hochbeet oder in einem kleinen Beet. Sobald man beginnt, Essensreste in den Turm zu werfen, kommen die Würmer von ganz alleine und verrichten ihre Arbeit. Sie haben zudem die Möglichkeit, auch wieder von selbst den Wurmturm zu verlassen. Daher wäre es kein Problem, für einige Tage in Urlaub zu fahren und in dieser Zeit die Würmer nicht mit Essensresten füttern zu können.

Erfahrungsbericht

Eine Wechsellandzeitung-Leserin aus Aspang Markt hat die Wurmkiste verwendet, um aus ihrem täglichen Bioabfall einen Nutzen zu ziehen und ihre Pflanzen wie Tomaten, Brokkoli und Kräuter damit zu düngen. Meist sind bei ihr zu viele Abfälle zusammengekommen, sodass sie diese in einer Dose im Kühlschrank aufbewahrt und ein paar Tage später, wenn wieder Platz war, verfüttert hat. Sie hat regelmäßig kontrolliert, wie viel schon gefressen wurde und dementsprechend nachgegeben. Außerdem hat sie immer wieder alles mit einer Sprühflasche befeuchtet und ab und an Mikronährstoffe zugefüttert.

In dem Dreivierteljahr, in dem sie die Wurmkiste genutzt hat, hat sich kein Wurmtee gebildet. „Ob sich einer bildet oder nicht, hängt stark davon ab, was man füttert, wie zum Beispiel viele wasserhaltige Abfälle“, so die Leserin.

Sie beschreibt die Pflege der Wurmkiste als durchaus aufwendig, vor allem weil das Gleichgewicht in der Kiste aufrechterhalten bleiben muss und man sich dementsprechend gut auskennen müsse, um reagieren zu können, wenn sich der Zustand verändert. „Mir gefallen die Idee eines „lebenden“ Komposts in der eigenen Küche und die Möglichkeit, die Reste sinnvoll verwerten zu können, sehr gut. Jedoch steht das Tierwohl definitiv an erster Stelle und ich denke, dass es wohl für viele Menschen eine bessere Alternative sein könnte, einen Bokashi-Kübel zu nutzen.“ Sie empfiehlt, sich vor einem Kauf ausgiebig mit der Handhabung einer Wurmkiste auseinanderzusetzen.