Auf den Opernbühnen der Welt
02. Oktober 2024 | WLZ 118 | Autorin: Stefanie Schadler
Als international gefragter Opernsänger hat Josef Wagner seine Heimat in Raach gefunden. Er gibt Einblicke in seinen Arbeitsalltag.
Josef Wagner als Sprecher in einer Zauberflöten-Produktion aus Paris, inszeniert von Cédric Klapisch, einem französischen Regisseur.
Foto © Paul Martínez
Anfangs leichte Partien
Josef Wagner ist seit fast 25 Jahren Opernsänger und hat schon als Kind gerne gesungen. Aber erst über das Studium an der Musikhochschule in Wien ist er zur Oper gekommen. Gerade eben hat er seine Rolle des Escamillo in der Oper „Carmen“ von Georges Bizets in der Wiener Volksoper abgeschlossen. Am 26. Oktober ist er in „Alma“ von Ella Milch-Sheriff als Gustav Mahler zu sehen und zu hören. Er wuchs in Feistritz am Wechsel auf, mittlerweile lebt er in Raach am Hochgebirge und pendelt von hier in seine Arbeit.
Seinen ersten Auftritt auf der Opernbühne hatte er 2001 in „La Traviata“ an der Wiener Volksoper, wo er von 2002 bis 2005 fixes Ensemblemitglied war. „Man lernt den Beruf nicht an der Universität, sondern erst im laufenden Betrieb, wenn man mit älteren Kollegen zu tun hat, ihnen auf die Finger schaut und von ihnen Tipps bekommt“, so Wagner.
Mit anfangs kleineren, leichteren Partien ist er in das Leben als Opernsänger langsam hineingewachsen. Mittlerweile ist er im dramatischen Fach mit Komponisten wie Wagner und Strauss angelangt, wo sich eine neue Welt auftue, die man mit beispielsweise im Alter von 25 Jahren stimmlich gar nicht umsetzen könne, denn: „Die Stimme muss sich langsam entwickeln und sich im Körper festigen, damit man ein langes Stück mit vielen Gesangspassagen auch durchsteht“. Mit 40 beziehungsweise 50 Jahren sei man als Männerstimme im besten Alter. Nichtsdestotrotz nimmt er auch heute noch Gesangsunterricht und optimiert seine Stimme.
Weltweite Engagements
„Nach vier Jahren an der Volksoper musste ich als junger Sänger woanders hingehen, um mir die ersten Sporen zu verdienen“, so Wagner zu seinem Wechsel hin zum freischaffenden Künstler ab 2006. Über seine Agentur erfolgten Engagements in ganz Europa, Japan, Kanada und den USA. Für ein Engagement im Ausland ist man mitunter aufgrund der Probezeiten rund zwei Monate unterwegs und bis zum nächsten Engagement immer nur kurz zu Hause.
Bei den Proben selbst geht es nur um die Regiearbeit und das Schauspielerische auf der Bühne. Was den Text betrifft, muss Wagner als Sänger bereits vorbereitet kommen und textsicher sein.
Als Opernsänger hat sich Wagner mittlerweile ein umfangreiches Repertoire an Rollen angeeignet, darunter auch jene des Escamillo in Carmen, die er zuletzt 2012 gespielt hatte und heuer wieder in der Wiener Volksoper. Das erleichtere natürlich seine Vorbereitungen.
Anders sei es mit der Oper „Alma“, die ihre Welturaufführung im Oktober feiern wird und bei der er seine Rolle von Grund auf neu einstudieren und verinnerlichen müsse. Da die Komponistin noch lebt, ergibt sich für Wagner die Möglichkeit einer Zusammenarbeit, um zum Beispiel Vorschläge einzubringen oder übersetzte Textpassagen zu verbessern.
Heimat in Raach
Vor 15 Jahren hat Wagner bereits ein Haus in Raach gebaut, ist dann allerdings aufgrund seiner freischaffenden Tätigkeit viel gereist und hat lange Zeit auch in Kanada verbracht, wo er seine zweite Frau kennengelernt hat. Erst im Zuge der Pandemie im Jahr 2020 ist er wieder nach Raach zurückgezogen. In den letzten vier Jahren hat er sich hier mit seiner Familie eingelebt. Auch aufgrund seines Berufs, der sich hauptsächlich in Europa abspielt, ist Raach die beste Wahl. „Es ist schön, gerade mit einem Beruf, bei dem man viel reist, Wurzeln zu haben. Je öfter man weg ist, umso mehr lernt man ein schönes, ruhiges Zuhause schätzen“, so Wagner.
Mittlerweile hat er sein freischaffendes Dasein reduziert und ist die kommenden drei Jahre erneut an der Wiener Volksoper als Ensemblemitglied tätig. Als erfahrener Opernsänger habe er zugleich die Freiheiten, auch anderswo zu gastieren. Durch diesen Schritt könne er mehr Zeit mit seiner Familie in Raach verbringen und sei zudem flexibel, was die Proben in Wien angehe, da diese aufgrund des künstlerischen Schaffensprozesses eines Regisseurs oft sehr spontan einberufen würden.
Biografie und weitere Informationen: https://artistsman.ch/roster/josef-wagner/