Entwicklungsstadien der Zecke

28. Juni 2024 | WLZ 116 | Autorin: Stefanie Schadler

Durch den milden Winter sind die Zecken bereits früh im Jahr unterwegs. Vorsicht ist bei Larven und Nymphen geboten: Aufgrund ihrer Größe werden sie gerne übersehen.

Zu Beginn ihrer Entwicklung als Larven und Nymphen sind Zecken sehr klein und können daher leicht übersehen werden, da sie wie Sommersprossen aussehen. Erwachsene Zecken erkennt man leichter, weshalb man seinen Körper nach einem Ausflug im Freien gründlich absuchen sollte.

Fotos © pexels-erik-karits

Blut für die Entwicklung

Zecken werden ab ca. fünf bis sieben Grad aktiv. Der heurige milde Winter hat dafür gesorgt, dass Zecken besonders früh unterwegs waren. Laut AGES wurden bereits im Februar die ersten Zecken gesichtet. Auch wenn Zecken mittlerweile das ganze Jahr über gefunden werden, sind sie im Frühling und Herbst am aktivsten. Im Sommer und Winter sorgen Kälte, Hitze oder Trockenheit dafür, dass sie sich Schutz am Boden suchen. 

Als Parasiten, die andere Organismen zum Überleben brauchen, indem sie Blut saugen, klettern sie auf die Vegetation und lauern dort ihren Wirten auf. Die Blutmahlzeiten sind wichtig, um das nächste Stadium ihres Lebenszyklus erreichen zu können. Zwischen den Blutmahlzeiten vergeht ein längerer Zeitraum, in dem sie sich unter anderem weiterentwickeln. Sie verbringen also die meiste Zeit ihres Lebens frei lebend in der Natur und nur für kurze Zeit an Wirtstieren, um Blut zu saugen. Je nach Klima und Nahrungsangebot erreichen Zecken ein Alter zwischen drei und fünf Jahren.

Klein wie Sommersprossen

Ein Weibchen legt 3.000 bis 5.000 Eier, aus denen Larven schlüpfen, die sich im Anschluss ihre erste Blutmahlzeit suchen. Larven haben sechs Beine und sind blass hautfarben bis transparent. Sie leben dicht am Erdboden bis zu einer Höhe von zehn Zentimetern, wo sie auch ihre ersten Wirte finden, meist Nagetiere oder Vögel, manchmal auch Menschen. 

Nach der ersten Mahlzeit entwickeln sie sich zu Nymphen weiter. Diese sind dunkel und haben bereits die zeckentypischen acht Beine. Sie leben bis zu 50 Zentimeter über dem Boden und suchen sich als Wirte für die zweite Blutmahlzeit größere Nagetiere, mittelgroße Säugetiere wie Hunde und Katzen sowie Menschen. Es ist daher wichtig, die Haustiere regelmäßig nach Zecken abzusuchen, da Zecken nicht sofort zubeißen und über die Tiere ins Haus gelangen können. Besonders bei Larven und Nymphen ist Vorsicht geboten: Beide sind sehr klein und können leicht übersehen werden, da sie fast wie Sommersprossen aussehen.

Rasch entfernen

Nun entwickeln sie sich zu Männchen oder Weibchen weiter. Nach der Paarung benötigen nurmehr die Weibchen eine weitere Blutmahlzeit für die Entwicklung der Eier. Auf einer exponierten Stelle bis zu einem Meter Höhe wird sie bei Kontakt mit großen Wildtieren oder Menschen abgestreift und hält sich an diesen fest.

Nach einem Ausflug im Freien – vor allem in feuchten Gebieten, im Gras, auf Wiesen, im Wald und in Parks – sollte der Körper systematisch und besonders an den bevorzugten Stichstellen auf anhaftende Zecken abgesucht werden: Schamgegend, Oberschenkelinnenseite, Bauchnabel und Umgebung, unter den Brüsten, in den Achselhöhlen, an Schultern, Hals und Nacken, Haaransatz, Ohrmuschel und hinter den Ohren, in der Kniekehle und Armbeuge.

Nach einem Einstich dauert es bis zu zwei Tage, bis Borrelien übertragen werden. Das rechtzeitige Entfernen von Zecken vermindert daher das Risiko einer Infektion mit Borrelien erheblich. Die Übertragung von Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) erfolgt dagegen schon innerhalb kurzer Zeit nach dem Stich.

Richtige Technik

Beim korrekten Entfernen einer Zecke sollte unter anderem Folgendes beachtet werden:

Die Zecke mit einer feinen, spitzen Pinzette knapp über der Haut angreifen und langsam unter gleichmäßigem Zug gerade herausziehen. Die Zecke nicht drehen und vor allem nicht quetschen, da so leichter Erreger in die Wunde gelangen können. Löst sich die Zecke nur schwer, kann leichtes Hin- und Herdrehen helfen.

Andere Hilfsmittel sind z. B. eine Zeckenkarte oder ein Zeckenhacken. Auch diese ermöglichen ein quetschfreies Entfernen der Zecke. Ohne solche Hilfsmittel kann die Zecke auch mit den Fingernägeln entfernt werden. Auch hier die Zecke möglichst nah an der Stichstelle fassen.

Keinesfalls Öl, Nagellack, Flüssigseife, Klebstoff, Alkohol, Zahnpasta oder andere „Hausmittel“ auf die Zecke träufeln. Das reizt das Tier und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass es seinen möglicherweise infektiösen Speichel in die Wunde abgibt.

Nach dem Entfernen der Zecke die Einstichstelle mit Wunddesinfektionsmittel reinigen und Hände gut waschen.

Verbleibt der Zeckenrüssel in der Wunde – meist sichtbar als kleiner schwarzer Punkt –, kann eine leichte Entzündung entstehen, die meist harmlos ist. Die Haut entfernt diese Reste von selbst. Nicht in der Wunde herumbohren.

Wissenswert:

• Die Höhengrenze von 1.000 Metern über dem Meeresspiegel existiert schon lange nicht mehr. Einzelne Fundstellen liegen höher als 1.500 Meter über dem Meeresspiegel.

• Die Schutzimpfung schützt wirksam vor Infektionen mit dem Virus der Zecken-Enzephalitis, nicht jedoch vor der Infektion mit dem Borreliose-Bakterium.

• Zecken überleben kurzzeitiges Einfrieren bei minus 20 Grad Celsius.

• Im Labor konnten Zecken, die vorher Blut gesaugt hatten, bis zu zehn Jahre lang ohne weitere Nahrung überleben.