Großes Interesse am Fastentuch
15. April 2025 | WLZ 124 | Autorin: Stefanie Schadler
Auch heuer wurde das 100 Meter lange Fastentuch in Kirchberg von zahlreichen Interessierten besucht. Die Botschaft hinter dem Weltrekordtuch ist gerade besonders aktuell.
Fotos © Klosterkirche Kirchberg
Eine Art Meditationsweg
Fastentücher verhüllen während der Fastenzeit Kruzifixe und Bilder Jesu am Kreuz. Immer wieder wurden sie in den vergangenen Jahrhunderten mit biblischen Szenen bemalt und illustrierten so für die Gläubigen die Heilsgeschichte. Ein ganz besonderes Fastentuch sticht dabei heraus: jenes in der Klosterkirche in Kirchberg am Wechsel, das mit 100 Metern weiterhin den Rekord für das längste Fastentuch der Welt hält.
Das Kunstwerk wurde von Sepp Jahn und seiner Künstlerkollegin Edith Hirsch im Jahr 2000 veröffentlicht; sein Appell „Nie wieder Krieg“ ist weiterhin aktuell. Es wurde auch heuer zwischen dem 7. März und dem 13. April in der Klosterkirche der Dominikanerinnen ausgestellt. Die Ausstellung wurde laut Schwester Angelika von über 300 Leuten besucht, wobei “das Thema gerade heuer aufgrund der derzeitigen Weltlage wieder hochaktuell ist”. Viele nutzten es als eine Art Meditationsweg. Auch mehrere Schulklassen waren vor Ort, die Schüler des Gymnasium Sachsenbrunn ließen sich zudem davon inspirieren und malten ihre eigenen Bilder.
Ein fortlaufender
Friedensappell
Vier Jahre lang arbeiteten die beiden Künstler an dem Fastentuch, das biblische Erzählungen und historische Ereignisse darstellt. 2001 schaffte es das Tuch sogar ins Guinnessbuch der Rekorde. In den Stoff wurden zudem Gegenstände wie Wickelpapier von Bonbons, alte Knöpfe und Bierkapseln eingearbeitet.
Der Titel versteht sich zugleich als Friedensappell: Der Künstler Sepp Jahn, der selbst zwei Weltkriege erlebt hat, möchte uns Menschen des dritten Jahrtausends daran erinnern, das wir nicht vergessen sollen, dass Frieden und Versöhnung wichtig sind. In seinem Fastentuch hat er nicht nur die Leidensgeschichte gemalt, sondern das Leben Jesu von Verkündigung bis Himmelfahrt und immer dort, wo das Leben Jesu bedroht war, fügte er die Bedrohungen von heute ein, darunter Panzer, Kampfjets und Soldaten mit Stahlhelmen.
Sepp Jahn verstarb 2003 im 98. Lebensjahr, Edith Hirsch begleitet nach wie vor die alle zwei Jahre stattfindende Ausstellung.