Katzenliebe mit Verantwortung
15. April 2025 | WLZ 124 | Autorin: Stefanie Schadler
Die Kastrationspflicht in Österreich dient einerseits dazu, die Population an verwilderten Hauskatzen und deren damit einhergehendes Leid zu minimieren. Gleichzeitig sollen dadurch die Kleintiere wie Vögel geschützt werden, die dem Jagdtrieb der Katzen zum Opfer fallen.
Dem Jagdtrieb von Katzen fallen immer wieder Jungvögel, aber auch Junghasen und Eichhörnchen zum Opfer.
Foto © Bettina Schopfhauser
Katze beliebtestes Haustier
Laut aktuellen Zahlen des Österreichischen Heimtierfutterverbandes und der Österreichischen Heimtierfachhandelskammer besaßen im Jahr 2024 1,8 Millionen der österreichischen Haushalte – also 46 Prozent der Gesamtbevölkerung – mindestens ein Haustier. Darunter ist die Katzenpopulation von 1,98 Millionen im Jahr 2022 auf zwei Millionen im Jahr 2024 angestiegen. Fast drei von zehn Haushalten besitzen eine Katze, was 28 Prozent der österreichischen Haushalte ausmacht. Die Katze ist damit das beliebteste Haustier der Österreicher.
Wer eine Katze als Haustier hält, kann sie in der Wohnung oder im Haus halten, aber auch frei laufen lassen. Auch bei etwaigen Streitigkeiten besteht kein Anspruch, dass der Nachbar es unterlässt, seine Katze frei laufen zu lassen. Auch Gerichte würden in einem solchen Fall ein katzenfreundliches Urteil fällen.
Population regulieren
Katzenhalter werden hingegen in die Pflicht genommen, was die Kastration von Katzen betrifft, die regelmäßigen Zugang ins Freie haben: Sowohl Katzen in Haus oder Wohnung, aber auch auf einem Bauernhof müssen von einem Tierarzt kastriert werden. Eine Ausnahme besteht lediglich, wenn die Tiere zur Zucht verwendet werden.
Tierleid vermeiden
Die Kastration von Katzen soll eine ungewollte und unkontrollierte Vermehrung verhindern. Katzen können bis zu dreimal im Jahr Junge bekommen, wobei die wiederum im Alter von rund acht Monaten selbst geschlechtsreif werden. Dadurch können aus einem Katzenpaar innerhalb von nur zwei Jahren über 60 Nachkommen resultieren. Die Kastration von Katzen ist daher ein wichtiger Beitrag zum aktiven Tierschutz. Wird diese Kastrationspflicht umgangen, leiden die Tiere darunter, da große Populationen verwilderter Hauskatzen entstehen, deren Ernährungs- und Gesundheitszustand oft schlecht ist.
Artenvielfalt bewahren
Aber nicht nur die Katzen leiden, auch die Artenvielfalt leidet unter einer zu großen Population an Katzen. Hauskatzen sind zwar nicht von der Futtersuche in der Natur abhängig, trotzdem haben sie einen Jagdtrieb, der zu ihren Urinstinkten gehört. Das bedeutet, dass bei einer Katze, auch wenn sie satt ist, beim Anblick einer potenziellen Beute ihr Jagdtrieb aktiviert wird. Dabei ist es irrelevant, ob es sich um eine Freigänger-, Wohnungs- oder um eine in der Wildnis lebende Katze handelt.
Das Beutespektrum reicht von Singvögeln über Bodenbrüter wie Rebhühnern bis zu Junghasen und Eichhörnchen. Besonders problematisch ist der Jagdtrieb der Katzen im Frühling, also zu der Jahreszeit, in der viele Jungtiere auf die Welt kommen.
Bei der Frage, wie viele Wildtiere durch freilaufende Katzen tatsächlich zu Schaden kommen, müsse man das Gesamtbild sehen, so Naturschutzbund Deutschland-Vogelexperte Lars Lachmann: Nur im menschlichen Siedlungsbereich seien Katzen ein ernstzunehmender Faktor, der partiell zu einem Rückgang von Vogelpopulationen führen kann. Tatsächlich steigen die Vogelbestände dort aber eher an, während sie vor allem in der Agrarlandschaft, aber auch im Wald eher abnehmen. Diese Rückgänge den Katzen anlasten zu wollen, wäre daher viel zu einfach. Die größte Bedrohung für die Artenvielfalt ist und bleibt, so Lachmann, die fortschreitende Verschlechterung von Lebensräumen durch den Menschen.
Problem verwilderte Hauskatze
Rein nur im Haus oder der Wohnung lebende Katzen sind für die Vogelwelt harmlos. Freigänger, die dennoch ein Zuhause haben, jagen nur zum Zeitvertreib. Das größte Problem für die Vögel sind demnach verwilderte Hauskatzen. Ihren Nahrungsbedarf müssen sie neben den menschlichen Abfällen praktisch komplett durch die Jagd auf Kleintiere decken. Daher sei es wichtig, den Anteil an verwilderten Hauskatzen zu reduzieren, um das Problem auf ein erträgliches Maß verringern zu können. Durch die Kastration wird der Einfluss auf potentielle Beutetiere im Laufe der Zeit zumindest geringer, ohne eine einzige Katze töten zu müssen.
Wer viel mit den Katzen spielt, reduziert weiters deren Jagdambitionen und gefährdete Bäume mit Vogelnestern können durch katzenabweisende Manschettenringe gesichert werden. Viele heimische Straucharten wie Weißdorn und Wildrosen sind mit Dornen und Stacheln bewehrt und schützen die Vogelbrut vieler Freibrüter dadurch auf natürliche Weise. Mag. Christopher Böck, Redaktionsleiter “Der OÖ Jäger” empfiehlt zudem, ein Glöckchen um den Hals der Katze zu geben, damit jene Beutetieren, die flüchten können – also keine Jungtiere – die Gefahr früher wahrnehmen. ❏ Stefanie Schadler
Weitere Informationen zum
Thema unter www.nabu.de, www.ooeljv.at und www.oesterreich.gv.at