Was das Wechselland formt

29. März 2024 | WLZ 113 | Autorin: Stefanie Schadler

Mit diesem Artikel blicken wir unter die Erde des Wechsellandes und schauen uns einige Gesteine an, die dem Wechselland seine Form geben. Die Steine und dazugehörigen Schautafeln sind im Geopark in Aspang zu sehen.

Sanfte Formen

Am Alpenostrand treffen mehrere geologische Zonen in geringer Entfernung aufeinander. Das Wechselmassiv und die Bucklige Welt gehören zu den Zentralalpen, die sich quer durch ganz Österreich erstrecken. Sie werden aus sogenannten kristallinen Gesteinen aufgebaut, darunter Schiefer und Gneis. Diese Gesteine zeichnen verantwortlich für die sanften und runden Formen. 

Nördlich der Zentralalpen schließt die Grauwackenzone an, die als schmales Band ebenfalls quer durch Österreich verläuft. Bedeutend ist diese Zone aufgrund der dort zahlreich vorkommenden Lagerstätten. Die bekannteste ist dabei sicherlich der steirische Erzberg.

Weiter nördlich grenzen die Nördlichen Kalkalpen an und prägen mit ihren schroffen Bergen das Landschaftsbild. Hinter den sanften Formen der kristallinen Gesteine der Zentralalpen steht der Schneeberg als Teil der Nördlichen Kalkalpen. 

Im Wechselland kommen mehrere Gesteinsarten vor, wie zum Beispiel im Murtalgraben – ein Stückchen oberhalb von Aspang – der Amphibolit. Dort befinden sich auch einige alte und bereits verwachsene Steinbrüche, in denen dieses Gestein abgebaut wurde. Namensgebend ist die Mineralgruppe der Amphibole, wovon die Hornblende die bekannteste ist. Dieses grünlich graue Gestein verfügt hinsichtlich seiner mechanischen Eigenschaften über eine hohe Härte und vor allem Zähigkeit. Da er kaum bis nur sehr schwach geschiefert ist, ist er sehr kompakt und grobblockig, was ihn zu einem beliebten Naturbaustein macht. Ursprünglich wurde er gerne zum Errichten von mächtigen Mauerwerken verwendet, obwohl die Bearbeitung vor allem wegen seiner Eigenschaften sehr aufwendig ist. Heute werden diese Gesteine gerne für Steinmauern zur Hangsicherung herangezogen; zu diesem Zweck werden häufig mehrere Meter hohe Steinschlichtungen aufgebaut. Oft sieht man den Amphibolit auch entlang von Bachläufen, wo er zur Stabilisierung der Ufer eingebaut wird.

Von Verwitterung und Beständigkeit

Die Kombination von Wechselschiefer und Gangquarz kommt im Wechselgebiet immer wieder vor. Der Wechselschiefer baut weite Bereiche des Wechsels, Kampsteins und der umliegenden Berge auf und stellt das eigentliche Grundgebirge dar. Ursprünglich handelte es sich bei diesem Gestein um sandige und vor allem tonige Materialien, die auf dem Meeresboden abgelagert wurden. Durch die Gesteinsmetamorphose ist aus diesen ehemaligen Sedimentgesteinen der Wechselschiefer geworden. Heute ist es ein feinkörniges Gestein, das plattig geschiefert ist. An manchen Stellen ist es sogar ganz dünnblättrig zerlegt; in diesen Fällen spricht man von Phylliten.

Diese sogenannten kristallinen Gesteine – im Volksmund auch gern als Urgestein bezeichnet – werden vielfach von Gangquarzen bzw. sogenannten Pegmatitgängen durchzogen. 

Im Laufe von Jahrmillionen werden die Gebirge durch die Gesteinsverwitterung immer mehr abgetragen. Gneise, Phyllite und andere kristalline Gesteine verwittern aber viel rascher als der besonders widerstandsfähige Quarz. Auf diese Weise kommt der Gangquarz irgendwann an die Erdoberfläche: Während die umliegenden Gesteine durch die Verwitterung immer weiter abgetragen werden, bleiben die Quarze als große Blöcke in der Landschaft liegen. Diese findet man im Wechselgebiet an vielen Stellen. Am Kampstein sind sogar strahlend weiße Riesenblöcke erhalten, die nahezu Hausgröße erreichen.

Metamorphe Gesteine

Als Serpentinit bezeichnet man Gesteine, die infolge einer Metamorphose aus ehemaligen Materialien des Erdmantels – der unterhalb der Erdkruste anschließt – hervorgegangen sind. Metamorphose ist in der Geologie ein Prozess, bei dem tief in der Erdkruste unter dem Einfluss hoher Temperaturen und enormer Drucke Gesteine umgewandelt werden. Einzelne Bestandteile weichen oder schmelzen dabei auf, wodurch es zu Verformungen und chemischen Umwandlungen kommt – das Gestein passt sich den dortigen Umgebungsverhältnissen an. Nach der Abkühlung bleiben diese veränderten Gesteine als Metamorphite erhalten. Serpentin kommt in unserer Region vor allem bei Bernstein und Redlschlag vor und wird dort in mehreren Steinbrüchen abgebaut. 

Grob- und Wechselgneis sind ebenfalls metamorphe Gesteine, unterscheiden sich allerdings hinsichtlich ihres Ausgangsgesteins und der unterschiedlichen Druck- und Temperaturverhältnisse, unter denen sie umgewandelt worden sind. 

Der Grobgneis ist in der Buckligen Welt relativ häufig anzutreffen. Er ist aus einem Granit entstanden, der ursprünglich als Tiefengestein von unten in die Erdkruste eingedrungen ist. Eine ganz langsame Abkühlung über viele Jahrmillionen hat dem Gestein die erforderliche Zeit gegeben, dass darin große Feldspatkristalle heranwachsen konnten. Diese erreichen eine Größe von bis zu vier Zentimetern und sind namensgebend für den Grobgneis. Durch die Metamorphose wurde der Granit schwach geschiefert und ist somit plattig zerlegt. 

Der Wechselgneis ist deutlich feinkörniger als der Grobgneis. Das deutet auf eine wesentlich raschere Abkühlung der ursprünglichen Gesteinsschmelze hin, auch wenn sie dennoch Jahrmillionen gedauert hat. Der Wechselgneis baut geologisch gesehen den inneren Kern des Wechselmassivs auf und ist gerade in den höheren Regionen dieses Gebirgsstocks an der Oberfläche aufgeschlossen.