Den Krampusbrauch leben

Aus Angst wurde Anerkennung

Seit seiner Kindheit ist Marco Krautsack aus Rohrbach an der Lafnitz „krampusnarrisch“ und hat sich immer – mehr als seine Freunde – auf den fünften Dezember gefreut. Ein Nachbar hatte ihn eines Tages nichtsahnend zu einem Krampusrummel mitgenommen und erst als der Nikolaus erschien, beschlich Krautsack eine Ahnung, dass nun bald Krampusse auftauchen würden. Und so war es auch: 50 bis 100 Krampusse kamen aus allen Ecken, und mit jedem Krampus stieg seine Angst, sodass sie den Heimweg antreten mussten. Doch anstatt dass ihn dieses Erlebnis abschreckte, sammelte er danach Zeitungsausschnitte von Krampussen und hegte irgendwann den Wunsch, einen eigenen Krampusverein zu haben. 2018 gründete er schließlich gemeinsam mit seiner Freundin Jennifer Haas den Verein „Wechselland Bartln“.

Mittlerweile gehören dem Verein zwölf Mitglieder an, darunter zwei Jugendliche im Alter von zehn beziehungsweise zwölf Jahren. Krautsack ist es wichtig, das Brauchtum des Krampus’ und Nikolaus’ aufrechtzuerhalten. Dazu zählt auch, an Krampusläufen teilzunehmen, die einen Kontakt zu den Zuschauern ermöglichen und bei denen der Krampus die Schlimmen unter ihnen seine Rute spüren lässt. Denn das genau ist es, was der Krampus traditionell macht, während der Nikolaus die Braven beschenkt. Von Läufen, bei denen die Krampusse durch ein Gitter von den Zusehern weggesperrt sind, hält er daher nicht viel. Und auch die Abgrenzung zu den Perchten ist ihm wichtig, da diese eine ganz andere Funktion haben, und zwar den Winter auszutreiben.

Da sie eine traditionelle Krampusgruppe sind, bleibt man bei der Optik sehr krampusnah: Die Masken haben eine rote Zunge und sind eventuell gröber geschnitzt. Das Gewand ist aus Geiß- oder Ziegenfell und die Krampusstiefel haben Garn als Schnürsenkel.

Das Strahlen der Kinderaugen

Eine weitere Aufgabe des Vereines ist es, gemeinsam mit dem Nikolaus am fünften und sechsten Dezember Hausbesuche zu machen. Dazu melden sich die Familien in Rohrbach, Lebing und Limbach bis Ende November an. Mit einem 15er-Steirer inklusive Anhänger, auf dem der Krampus und der Nikolaus sitzen, besuchen sie die Kinder, die schon gespannt auf sie warten. Teilweise hätten die Kinder sogar Lieder für den Nikolaus einstudiert oder würden ihnen etwas Selbstgebasteltes mitgeben. „Das Glänzen in den Augen der Kinder ist richtig schön“, so Krautsack. Hin und wieder seien die Kinder anfangs natürlich zurückhaltend und wenn Kinder Angst hätten, gehe auch nur der Nikolaus zu ihnen, damit es ein schönes Erlebnis bleibe. Die gesamte Aktion macht der Verein gegen eine freie Spende. „Uns ist es wichtig, das Brauchtum aufrechtzuerhalten“.

Ein Markenzeichen der Wechsel-land Bartln ist das rote Mascherl an der Rute, die traditionellerweise aus Birkenholz hergestellt wird – es symbolisiert das Blut. Zusätzlich färben alle Mitglieder ihre Gesichter schwarz.

Hat der Krampusverein gerade nicht Saison, wird im Sommer zum Beispiel gegrillt oder die Mitglieder treffen sich zu gemeinsamen Aktivitäten. Seit 2022 nehmen sie im Oktober auch an der Brauchtumsausstellung in Hartberg teil, wo sie erste Vorbereitungen treffen müssen. Und im Frühjahr ist es auch wichtig, die Ausrüstung neu zu bestellen: Ihr Gewand erhalten sie von Moosi’s Gwandlstubn aus Selzthal in Oberösterreich und die Masken vom Maskenschnitzer Martin Roider aus Bad Vigaun bei Hallein in Salzburg. 

Der erste Krampuslauf fand bereits am 17. November statt; vertreten ist der Verein auch unter anderem bei den Läufen in Fürstenfeld, Markt Allhau und Hartberg. Am siebten Dezember veranstaltet der Unimarkt in Rohrbach einen Adventmarkt, auf dem der Verein ebenfalls mit dem Nikolaus und einigen Krampussen vertreten sein wird. ❏