Familien in schweren Zeiten unterstützen
20. September 2023 | WLZ 108 | Autorin: Stefanie Schadler
Wenn Kinder schwer erkranken, ist das ein Schicksalsschlag, der nicht nur das Kind selbst, sondern die gesamte Familie trifft. Das hat der Sterntalerhof erkannt und begleitet seit 25 Jahren Familien in diesen schwierigen Zeiten.
Ein interdisziplinäres Team mit dem Schwerpunkt Pferdetherapie kümmert sich um die betroffenen Familien.
Familien ganzheitlich betreuen
Das Konzept des Sterntalerhofs in Loipersdorf-Kitzladen geht auf den Gründer Peter Kai zurück, der durch seine Erfahrungen als Seelsorger, etwa im St. Anna Kinderspital, permanent damit konfrontiert war, dass Familien während eines langwierigen Krankheitsprozesses und auch danach im Alltag überfordert sind. So entstand 1998 der Sterntalerhof, ein Kinderhospiz im ursprünglichen Sinne des Begriffs, nämlich eine Herberge, in der die gesamte Familie zur Ruhe kommen und Kraft tanken kann, um wieder in den Alltag zurückzufinden. Das Konzept des Sterntalerhofes umfasst drei Säulen:
• ganzheitliche Betreuung von Familien mit schwerkranken Kindern sowie die Trauerbegleitung von verwaisten Familien
• in einer würdevollen und natürlichen Atmosphäre
• durch ein interdisziplinäres Team mit dem Schwerpunkt „Pferdetherapie“
Der Sterntalerhof begann seine Arbeit als unabhängiger, mildtätiger und gemeinnütziger Verein auf einem kleinen Bauernhof im Südburgenland. Nachdem Mag. Harald Jankovits den Verein 2003/2004 kennengelernt und zunächst ehrenamtlich unterstützt hatte, übernahm er 2006 die Geschäftsführung und damit auch die Herausforderung, den Sterntalerhof von einer Privatinitiative zu einer nachhaltigen Organisation zu entwickeln. Der Verein sollte auf nachhaltig gesunde Füße gestellt werden. Es wurden fachliche Strukturen aufgebaut mit dem Ziel, einen professionellen Ganzjahresbetrieb zu ermöglichen. 2010 folgte eine weitere Veränderung, denn man verlegte den Standort von Stegersbach nach Loipersdorf-Kitzladen.
Jeder wird betreut
Alle Familien, die sich beim Sterntalerhof melden, werden betreut: Auch wenn die stationären Aufenthalte im Jahr auf 120 Kinder mit ihren Familien begrenzt sind, ist der Hof doch österreichweit mit zahlreichen Organisationen vernetzt, sodass man auch mobile Hilfe anbieten kann, um den Familien bestmöglich zu helfen und sie zu unterstützen.
Bei der stationären Betreuung bleibt das Kind mit seiner Familie zwischen einer und drei Wochen auf dem Sterntalerhof. Es wird mit allen Familienmitgliedern gearbeitet, und es geht darum, nach den meist zahlreichen vorangegangenen Spitalsaufenthalten wieder zur Ruhe zu kommen und Kraft zu tanken. Jankovits spricht gerne vom Sterntalerhof als „Tankstelle“. In dieser Zeit soll eine Idee davon entstehen, wie es weitergehen kann. Nach dieser Zeit wird den Familien eine mobile Versorgung zu Hause angeboten. Hier besteht ein österreichweites Partner-Netzwerk mit Sozialarbeitern als regionale Koordinatoren, ambulanten Therapeuten, sozialen Diensten und ehrenamtlichen Familienbegleitern, die für die Familien im Einsatz sind. Dabei gilt es herauszufinden, was die Familie braucht, um zu Hause gut zurechtzukommen. Das kann eine psychologische Betreuung der Mutter vor Ort sein oder auch eine Pferdetherapie für das Geschwisterchen. Es soll ein langsames Begleiten in einen autonomen Alltag sein und psychosoziale Stabilität bieten.
Der Ansatz der Betreuung ist ein ganzheitlicher, denn: „Erkrankt ein Kind, erkrankt die ganze Familie“, bringt es Geschäftsführer Mag. Harald Jankovits auf den Punkt.
Ausbau wäre notwendig
Dieses Konzept eines familienorientierten Zugangs, bei dem der Kern der Arbeit nicht das erkrankte Kind, sondern die gesamte Familie ist, ist in dieser Art österreichweit einzigartig.
Zum 25-jährigen Jubiläum Anfang September wurden alle Wegbegleiter der letzten Jahre eingeladen, und man freute sich über rund 1.000 Gäste. Darunter fanden sich auch Unterstützer wie etwa Installateure aus der Region, die zur Aufrechterhaltung des Betriebes wichtig sind, sowie ein Teil der ca. 30.000 Menschen, die aus ganz Österreich den Verein mit Spenden unterstützen.
Die Spenden beginnen bereits ab ganz kleinen Summen monatlich und können auch über die „Sterntaler Geschenkboxen“ vorgenommen werden: Unter dem Motto „Schenken hilft“ werden dadurch hochwertige regionale Produkte, vor allem von Unternehmen, an die Mitarbeiter oder Geschäftspartner verschenkt. Der Reinerlös kommt der Arbeit des Sterntalerhofs zugute.
Was sich Herr Jankovits für die Zukunft wünscht, ist einfach und schnell gesagt: „Dass uns das Netzwerk an Unterstützern erhalten bleibt und weitere dazukommen, um unser Konzept weiter auszubauen. Es gibt mehr zu tun als je zuvor, die Anfragen von Familien steigen, und die Betreuung weiter auszubauen, wäre somit ein wichtiger nächster Schritt.“ ❏